Publisher's Synopsis
Ruckblickend erscheint heute der Alltag in einem DDR-Betrieb zuweilen im besten Licht. Aus den Erinnerungen sind Herrschaft und Unterdruckung ebenso verschwunden wie Mangel und Desorganisation oder die im Rahmen des sozialistischen Wettbewerbs alltaglich praktizierten Rituale. In diesem Band wird die vergessene Seite des betrieblichen Alltags wieder entdeckt und in Beziehung zu den tatsachlichen Einflussmoglichkeiten der Beschaftigten auf das Geschehen im Betrieb gesetzt. Am Beispiel des gewerkschaftlichen Vertrauensmannes, einer ehrenamtlichen Funktion, verfolgt Renate Hurtgen eine Entwicklung, in der selbst die vom Staat geforderte Partizipation und Interessiertheit der Beschaftigten nicht hergestellt werden konnte. Am Ende war der DDR-Betrieb ein Ort, an dem keine Konflikte offen ausgetragen wurden, die Belegschaft ihre Interessen immer weniger durchsetzen konnte und die sozialen Kompetenzen qualifizierter Arbeiter brachlagen. Nachdrucklich formuliert die Autorin die Bedeutung dieser Defizite fur das Scheitern der DDR-Gesellschaft.