Publisher's Synopsis
Mit ihrer Forderung nach der Selbstreflexivität jeden Denkens, ihrem
Freiheits- und Rationalitätspostulat, ihrem Experimentalbewusstsein, dem
Plädoyer für unvoreingenommene Kritik und ihrer Säkularisierungs- und
Entmythisierungsprogrammatik provozieren die Propagandisten der
Spätaufklärung die Gegenpositionen der sich seit 1795 konstituierenden
ästhetischen und wissenschaftlichen romantischen Bewegung, formieren
aber auch auf paradoxe Weise deren Grundlage. Vor allem die Intentionen
der Empfindsamkeit, des Sturm und Drang und des philosophischen
Kritizismus werden in modifizierter Form in der Ethnologie, Literatur-
und Kunstkritik, Geschichtsphilosophie oder der Enzyklopädistik
fortgeführt. Dabei erweist sich die bis 1825 im Zentrum des öffentlichen
Interesses stehende romantische Bewegung keineswegs als homogene
Strömung. Ungeachtet der aus dem zivilisationskritisch grundierten
Unbehagen an der Normalität beschworenen Entwürfe und einer mit
einzelnen Personengruppen und Ortsnamen wie Jena, Berlin, Heidelberg,
München oder Wien assoziierten Diversität der Programmatik bleibt die
Erfahrung der Desillusion, Dekonstruktion und des Nihilismus bestimmend
und problematisiert den auf den Postulaten Freiheit, Selbstbestimmung,
Selbstreflexivität und Autonomie basierenden Geschichtsoptimismus der
Aufklärung nachhaltig.