Publisher's Synopsis
Marie-Louise Roth, die bekannte Robert-Musil-Forscherin, wurde am 1. August 1926 in Haguenau (Frankreich) geboren. Ihre Lebensgeschichte ist ein hervorragendes Beispiel fuer ein Eingebundensein in die wechselhaften Beziehungen zwischen verschiedenen Sprachkulturen. Wenn sich Marie-Louise Roth nach Jahren der Bedrohung und Aengste durch die Naziherrschaft waehrend ihrer Jugendzeit im Elsass doch fuer ein germanistisches Studium entschieden hat, so geschah dies vor einem geistigen Hintergrund, der sie an die Dichtung und Kultur Deutschlands glauben liess. So wurde fuer Marie-Louise Roth die Beschaeftigung mit der deutschsprachigen Literatur und Kultur eine Lebensaufgabe. Sie hat ueber Jahre Generationen von Germanisten an der Universitaet des Saarlandes wissenschaftlich ausgebildet und menschlich gepraegt. 1952 wurde sie durch einen Strassburger Buchhaendler auf die von Adolf Frise besorgte Neuausgabe des Mann ohne Eigenschaften aufmerksam. Galt bis dahin ihr Interesse staerker den Werken der Goethezeit, widmete sie sich schon bald dem oesterreichischen Schriftsteller Robert Musil. Schon sehr bald wurde sie zu einem der Pioniere der neu entstehenden Robert-Musil-Forschung. In das Jahr 1970 faellt die auf ihre Initiative zurueckgehende Gruendung der Arbeitsstelle fuer Robert-Musil-Forschung an der Universitaet des Saarlandes, wo sie seit 1964 taetig war und von 1972 bis 1992 einen Lehrstuhl fuer Neuere Deutsche Literaturwissenschaft innehatte. Besonders die durch ihr persoenliches Engagement entstandenen Kontakte fuehrten dazu, dass sie von den Erben Musils, Gaetano Marcovaldi und Otto Rosenthal, neben Originalunterlagen aus der Feder Musils, Kopien des gesamten Nachlasses fuer die Saarbruecker Forschungsstelle erhielt. Das seitdem stetig wachsende Interesse an den Werken Musils, das sich in zahlreichen Veroeffentlichungen im In- und Ausland und den weltweit entstandenen Uebersetzungen manifestiert, aber auch die Kontroversen um die wissenschaftliche Auswertung des Nachlasses bewegten Marie-Louise Roth zur Initiative der Gruendung der Internationalen Robert-Musil-Gesellschaft, die im Juni 1974 unter der Schirmherrschaft des damaligen oesterreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky entstand. Marie-Louise Roth ist seit dieser Zeit Praesidentin der Gesellschaft. Aufgrund ihrer Zweisprachigkeit und der Verbindung ihrer Lehrtaetigkeit mit der Leitung der Arbeitsstelle fuer Robert-Musil-Forschung hat sie dazu beigetragen, Generationen von franzoesischsprachigen Germanisten mit dem Werk des oesterreichischen Autors und seiner Zeitgenossen bekanntzumachen. Marie-Louise Roth hat internationale Kolloquien ausgerichtet und zahlreiche Beitraege ueber Robert Musil in Zeitschriften und Sammelbaenden veroeffentlicht. Sie ist Mitherausgeberin zweier wissenschaftlicher Reihen, zum einen die Beitraege zur Robert-Musil-Forschung und zur neueren oesterreichischen Literatur (Roehrig-Universitaetsverlag, St. Ingbert/Saar), zum anderen die Reihe Musiliana (Verlag Peter Lang, Bern). Seit ihrer Emeritierung ist Marie-Louise Roth auch weiterhin wissenschaftlich taetig. 1995 veroeffentlichte sie gemeinsam mit dem Genfer Germanisten Bernhard Boeschenstein die Beitraege des Genfer Kolloquiums zum 50. Todestag von Robert Musil Hommage a Musil in ihrer Reihe Musiliana sowie 1997 das zweibaendige Werk Martha Musil. Briefwechsel mit Armin Kesser und Philippe Jaccottet. Die hier vorgestellte Festschrift fuer Marie-Louise Roth versammelt Aufsaetze internationaler Forscher aus den Bereichen der Literatur-, Sprach- und Vergleichenden Literaturwissenschaft. Die behandelten Autoren, deren Wurzeln im oesterreichischen Sprach- und Kulturraum liegen, unterstreichen vor allem die Eigenstaendigkeit und Eigenart der oesterreichischen Literatur. Die in dieser Festschrift versammelten Beitraege beziehen sich auf den Menschen Marie-Louise Roth, aber auch das Verwobensein ihrer wissenschaftlichen Arbeit zwischen der deutschsprachigen und der franzoesischsprachigen Welt. Die sich.