Publisher's Synopsis
Die Geschichte der neuzeitlichen Oper lasst sich als Kette von Versuchen beschreiben, an das vermeintliche Vorbild der Gattung, die griechische Tragodie, anzuknupfen. Schon die ersten Experimente mit musikalisch-dramatischem Buhnengeschehen im Florenz des spaten 16. Jahrhunderts orientierten sich an der antiken griechischen Musik, in der man das Vorbild fur eine dem naturlichen menschlichen Sprachgestus angemessene musikalische Umsetzung von Texten sah. Dies war umso einfacher, als von dieser Musik ja kaum etwas bekannt war. Fortan erfolgten immer wieder Versuche, die Oper mit Blick auf ihren vermeintlichen Ursprung in der griechischen Tragodie zu reformieren. Sie fanden im 19. Jahrhundert einen vorlaufigen Hohepunkt in Richard Wagners Idee vom "Gesamtkunstwerk" bzw. vom "Kunstwerk der Zukunft".
In diesem Band geht es um den Antike-Bezug der deutschsprachigen Oper nach Wagners Tod. In drei Studien zeigen die Autoren, wie sich zum einen im Schatten des "Gesamtkunstwerks" ein schleichender Emanzipationsprozess von diesem vollzog; zum anderen wird der Zugriff auf die Antike am Beispiel eines Komponisten analysiert, der sich dem Altertum besonders intensiv gewidmet hat: Carl Orff.