Publisher's Synopsis
unter Mitarbeit von Kornelia Grundmann und Sabine Schleiermacher Mediziner waren weitaus mehr als andere Akademiker in die Organisationsstrukturen und Machtinstanzen des "Dritten Reiches" eingebunden, und so hat die historische Forschung vielfaltige Kooperationen zwischen der universitaren Medizin und dem NS-Regime nachgewiesen und dokumentiert. Vor diesem Hintergrund thematisieren die Beitrage des Sammelbandes die Selbstbilder und Strategien, die west- und ostdeutsche Hochschulmediziner nach 1945 im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit entwickelten. Wie wurde die Unterstutzung und Forderung der menschenverachtenden Politik des NS-Staates im Nachhinein wahrgenommen und bewertet? Neben den Phanomenen des Leugnens, Verschweigens und der Amnestierung sind an den medizinischen Fakultaten dabei auch Bestrebungen zur Selbstreinigung und Aufarbeitung der Vergangenheit zu erkennen. Aus dem Inhalt Sigrid Oehler-Klein / Volker Roelcke: Einfuhrung: Das vergangenheitspolitische Handeln der medizinischenEliten nach 1945 Institutionelle und personelle Bruche und Kontinuitaten: Kontexte und Selbstbilder: Sabine Schleiermacher: Die universitare Medizin nach dem Zweiten Weltkrieg: Institutionelle und personliche Strategien im Umgang mit der Vergangenheit Carola Sachse: Wissenschaftseliten und NS-Verbrechen: Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und Max-Planck-Gesellschaft Brigitte Leyendecker: Die Wirkung einer Fussnote aus Mitscherlichs und Mielkes Dokumentation uber den Nurnberger Arzteprozess. Hans Voegt im Netzwerk der Hepatitisforscher vor und nach 1945 Ehrhard Geissler: Die Rolle deutscher Biowaffenexperten in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Udo Schagen: Das Selbstbild Berliner medizinischer Hochschullehrer in der SBZ zu ihrer Verantwortung fur die Universitat im Nationalsozialismus Vergangenheitspolitik medizinischer Fakultaten in den verschiedenen Besatzungszonen: Andreas Malycha: Institutionelle und individuelle Strategien im Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit an der Medizinischen Fakultat der Berliner Universitat in den Jahren von 1945 bis 1949 Kornelia Grundmann: Die gesundheitliche Versorgung in Hessen unter amerikanischer Besatzung und ihr Einfluss auf die Entnazifizierung des medizinischen Personals. Das Beispiel der Marburger Universitatskliniken Sigrid Oehler-Klein: Zur Wiederherstellung von Ehre und Konsens an der medizinischen Fakultat Giessen. Die Emeritierung Hermann Alois Boehms, NS-Parteifunktionar und Professor fur Erb- und Rassenpflege Frank Sparing: Der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit an der Medizinischen Akademie Dusseldorf Hans-Georg Hofer: Zwischen Reinigung und Reintegration: Die Freiburger Universitatsmedizin nach 1945 Bernd Grun: Schuld und Sichtweise. Versuch einer Kategorisierung der "Entnazifizierung" am Beispiel der Tubinger Medizinischen Fakultat Universitare Psychiatrie nach 1945 und der Umgang mit den Krankentotungen im Nationalsozialismus: Maike Rotzoll / Gerrit Hohendorf: Zwischen Tabu und Reformimpuls. Der Umgang mit der NS-Vergangenheit in der Heidelberger Psychiatrischen Universitatsklinik nach 1945 Jurgen Peiffer: Phasen der Auseinandersetzung mit den Krankentotungen in der NS-Zeit in Deutschland nach 1945 Franz Werner Kersting: Der lange Schatten des NS-Krankenmords. Psychiatriereform und "Vergangenheitsbewaltigung" in der Bundesrepublik 1955-1975 Roland Muller: "Viele haben mehr in Not und Tod gelitten als ich". Die Rolle Ernst Kretschmers bei der Kontinuitatssicherung der Psychiatrie Personenregister, Autoren- und Herausgeberverzeichnis