Publisher's Synopsis
Die 'Sieben Verteidigungsreden' von 1538, eine der letzten Schriften aus Paracelsus' Feder, antworten auf Vorwurfe, die ihn uber viele Lebensjahre hinweg verfolgt haben. Sie sprechen sparsam, doch mehr als jeder andere Text von seiner Person, seiner fuhlbaren menschlichen Isolierung, seiner mangelnden Menschenkenntnis, seiner sachlichen Leidenschaft, seiner Heftigkeit, seiner zutiefst christlichen Haltung als Arzt. Indem Paracelsus sich verteidigt, werden die Konturen seines Welt- und Naturbildes erkennbar. Er erlautert seine Medizin, die sich auf den konkreten Zusammenhang von Leib und Kosmos begrundet, er beobachtet das Auftreten neuer, auch psychiatrischer Krankheitsbilder und fordert eine durchsichtige medizinische Terminologie. Er wehrt sich gegen den Vorwurf der Giftmischerei, der sich an seine alchemisch gewonnenen Heilmittel heftet und pragt das geflugelte Wort 'Die Dosis macht das Gift'. Seine fur die Zeitgenossen anstossige Landfahrerei erklart Paracelsus als naturwissenschaftliches Erfahrungsprinzip und sucht mit radikalem Ernst nach der Verwirklichung einer auf Christus gegrundeten Medizin. Die 'Septem Defensiones' sind eines der fruhesten Beispiele wissenschaftlicher Autobiographik. Der mundliche Klang dieser Reden macht nach Jahrhunderten Paracelsus' Stimme horbar. Der ursprungliche Text ist in einem schwer zuganglichen, mit lateinischen Einsprengseln vermischten fruhen Neuhochdeutsch verfasst, dem schon Heinrich Heine (1834) attestiert: 'In der deutschen Urschrift ist er (Paracelsus) schwer zu lesen, abstruser Stil, aber hie und da treten die grossen Gedanken hervor mit grossem Wort. Er ist Naturphilosoph in der heutigen Bedeutung des Ausdrucks.' Die Abhandlung liegt jetzt in einer neuen Ubertragung vor, erganzt mit einer ausfuhrlich kommentierenden Einfuhrung. Diese neue Ausgabe enthalt synoptisch einen Reprint der Huserschen Edition von 1589.