Publisher's Synopsis
Dass Gott den Menschen in die Pflicht nimmt, scheint im Hinblick auf monotheistische Religionen beinahe eine Selbstverstandlichkeit. Wie sehr diese Idee aber verschiedene Bereiche des Denkens durchzieht und welche Folgen und Problemstellungen sie dabei aufwirft, dringt in der Regel kaum ins Bewusstsein. Im Islam wurde diese Idee zur elementaren Pramisse fur die Selbstverortung des Glaubigen nicht nur gegenuber Gott, sondern auch gegenuber der Welt. Die Pflicht vor Gott (taklif) ist die ethische Grundnorm, aus der nicht nur das islamische Recht, sondern auch vielfaltige und oft kontrare soziale und politische Ordnungsvorstellungen abgeleitet wurden. In diesem Geflecht von Bezugen barg der Verpflichtungsgedanke einiges an Konfliktpotential. Er wurde zum Gegenstand einer Diskussion, die Rechtstheoretiker wie Theologen gleichermassen in ihren Bann zog, und die in hohem Masse Auseinandersetzungen um Machtanspruche widerspiegelt. Der Autor verfolgt diese Diskussion anhand eines breiten Spektrums von Quellen des 7.-12. Jahrhunderts.