Quellenbuch Zur Geschichte Des Deutschen Mittelalters, Mit Anmerkungen Und Historischen Erlauterungen Sowie Zustazen

Quellenbuch zur Geschichte des Deutschen Mittelalters, mit Anmerkungen und Historischen Erlauterungen sowie Zustazen
By Dr. Ed. Fritsche

Vorwort

Bei de Behandlung der Geschichte des deutschen Mittelalters in de oberen Klassen ist mir das Bedurfniss einer die 4 wichtigsten Hauptperioden der deutschen Kaisergeschichte enthaltenden Quellensammlung fur die Schule stets hervorgetreten, und deshalb habe ich es mit den geringen mir hier zu Gebote stehenden Hulfsmitteln unternommen, der heranwachsenden Jugend einen geeigneten Letifaden zur Vervollstandigung des mundlichen Vortrages von Seiten des Lehrers in die Hande zu geben. Dazu hat auch vornehmlich der durch die grossen Ereignisse der Jahre 1864, 1866, und 1870--71 hervorgerufene nationale, patriotische Aufschvung Deutschlands, welcher in der Machtstellung unseres deutschen Kaiserthums im Mittelalter seine Analoga findet, viel beigetragen. Die grossartigen Kampfe zwischen Staat und Kirche zur Zeit der salisch-frankischen und der staufischen Kaiser sind mit gebuhrender Wurdigung und grosserer Ausfuhrlichkeit dabei hervorgehoben. Als geeignete Auswahl aus den Quellenschriftstellern sind fur die Karolinger-Zeit, Einhart, Thegan, Nithart, fur die Periode unserer imposanten sachsischen Dynastie, Widukind und Thietmar, fur die den ganzen deutschen Staat und die Kirche beanspruchenden Riesenkampfe unter den salischen und staufischen Kaisern, Reprasentanten verschiedener politischer Parteifarbung, wie z. B. Bruno, Lambert und Otto von Freisingen nebst seinen Fortsetzern gewahlt worden. Moge demnach diese Arbeit unter Gottes gnadigem Beistande in den Herzen der deutschen Jugend die Fruchte zeitigen helfen, welche wir alle als deutsche geeinigte Bruderstamme aus den letzten grossen, gewaltigen Ereignissen zu pflucken berechtigt sind.

Einleitung

Die deutschen Volkerschaften sassen ursprunglich sudlich von den Gestaden der Nord-und Ostsee und waren im Norden getrennt von den Scandinaviern, im Suden und Westen von den Celten, im Osten von den Slaven. Es war das reich gegliederte, gestaltete, von dem kraftigsten Baumwuchs geschmuckte Germanien ein recht gesegnetes Land, von einem kernigen, gestahlten Menschenschlage bewohnt, welcher sich durch seinen machtigen Freiheitsdrang und seine Vaterlandsliebe auszeichnete. Dabei documentirte sich jedoch schon fruhzeitig eine Spaltung und Zerrissenheit unter ihnen, da jeder einzelne Stamm seine besonderen staatlichen Verbande aufzeigte. Ueber Krieg und Frieden hatte aber die Gesammtheit des Volkes nahere Entscheidung zu treffen, welche man in den bei Neu- oder Vollumond veranstalteten Gauversammlungen zu beschliessen sich bemuhte. Hier bediente man sich auch der Loose und man refusirte oder applaudirte mit einem unwilligen

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