Publisher's Synopsis
Karl Leonhard Reinhold (1757-1823) hat ab 1789 die von Fichte, Schelling und Hegel fortgefuhrte nachkantische Systemphilosophie begrundet und in spateren Jahren als sprachphilosophischer Kritiker des spekulativen Idealismus gewirkt. Sein im Anschluss an die Kantische Vernunftkritik aufgestelltes und fur seinen weiteren Denkweg bedeutsam bleibendes Programm einer Philosophie ohne Beynamen umfasst dabei gleichermassen Grundlegungen zu einem System des theoretischen und praktischen Wissens wie - dem Bedurfnis nach Freiheit und Glauben entspringende - Reflexionen uber die Grenzen systemorientierten Denkens. Zudem zeichnet es sich durch eine profilierte historische und aufklarerische Stossrichtung aus: Philosophie soll geschichtlich, als Perfektionierung ihrer bisherigen Gestalten und Manifestationsformen begriffen werden; Philosophie hat sich mit dem Gemeinverstand zu verbinden und dadurch praktisch zu werden. Die Beitrage des vorliegenden Bandes, die im Rahmen der 2. Internationalen Reinhold-Tagung vom 18. bis 21. Marz 2002 an der Universitat Luzern entstanden sind, geben einen breiten und reprasentativen Uberblick uber die diversen Aspekte von Reinholds Philosophie ohne Beinamen. In einem ersten Themenschwerpunkt wird zu Fragen von Reinholds Begrundung eines Wissenssystems aus einem ersten Prinzip sowie zu seiner monistischen, auf Vermittlung von Glauben und Wissen bedachten Systemidee Stellung genommen. Eine zweite Reihe von Beitragen konzentriert sich auf die Diskussion des Reinhold'schen Verstandnisses von moralischer Freiheit, welches durch die Integration einer radikalen Willensfreiheit in die Kantische Freiheit als Selbstgesetzgebung charakterisiert ist. In einem dritten Abschnitt kommt die bisher wenig beachtete Tatsache zur Sprache, dass Reinhold mit seiner eigenwilligen Fortentwicklung der Kantischen Vernunftkritik auch zum Begrunder des historic turn innerhalb der nachkantischen Denkstromung geworden ist. Den Abschluss bilden zwei Beitrage, die von episodischen Verwicklungen des Aufklarers Reinhold in die Debatten um die so genannte Popularphilosophie handeln.