Publisher's Synopsis
Am Ende des 19. bzw. Beginn des 20. Jahrhunderts existierte im deutschen Schutzgebiet Suedwestafrika (1884-1919) lediglich eine staatliche Gouvernements-/Militaerverwaltung, die auch kommunale Belange zu regeln hatte. Die Arbeit beschaeftigt sich mit der politischen Beteiligung der weissen Siedler des ehemaligen Suedwestafrikas und deren rechtlicher Ausgestaltung. Die einzelnen Schritte hin zu einer kolonialen Selbstverwaltung werden herausgearbeitet. Nachgegangen wird dabei der Frage, ob weisse Siedler schon allein wegen ihrer Herkunft und ihrer Rolle als Wahrer europaeischer Landnahme auch Nutzniesser in rechtlicher Hinsicht waren oder ob ihr rechtlicher Status mit demjenigen im Deutschen Reich nicht vergleichbar war, weil beispielsweise die Reichsverfassung und das BGB ueberhaupt nicht oder nur teilweise in den damaligen deutschen Schutzgebieten galten. Deutsche Siedler hatten sich mit dem Ueberwechseln nach Afrika scheinbar saemtlicher politischer Mitbestimmungsrechte, die sie im Mutterland besessen hatten, entaeussert. Mit Hilfe der Auswertung umfangreichen Aktenmaterials in Deutschland und Uebersee sowie der Heranziehung einschlaegiger kolonialrechtlicher Bestimmungen (im Anhang abgedruckt) wird der rechtlich-politische Emanzipationsprozess der weissen Siedler gegenueber der eigenen Kolonialverwaltung nachgezeichnet. Behandelt wird dabei das urspruenglich bestehende Verwaltungs- und Rechtssystem bis hin zur gesetzlichen Einraeumung kolonialer Selbstverwaltung. Die vor allem im Nationalarchiv von Namibia festgehaltenen tatsaechlichen Umsetzungsschwierigkeiten des Kolonialrechts finden dabei breite Beruecksichtigung.