Publisher's Synopsis
2007 erschien als Band 43 der Marburger Personalschriften-Forschungen der Katalog der Leichenpredigten und sonstiger Trauerschriften im Thuringischen Staatsarchiv Altenburg. Danach wurden noch weitere Leichenpredigten ermittelt, sodass ein Nachtragsband notwendig wurde, der 232 Eintrage enthalt. Die Mehrzahl der Verstorbenen entstammt dem Burgertum. Die in diesem Katalog erfassten Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften sind zum Grossteil in der umfangreichen Bibliothek der Geschichts- und Altertumsforschenden Gesellschaft des Osterlandes enthalten. Allein 83 Katalogeintrage verzeichnen deutsche Trauergedichte aus der 1701 veroffentlichten Epicedien-Sammlung "Cypressen-Wald" des Altenburger Gymnasialdirektors Johann Christoph Wentzel (1659-1723). Bemerkenswert sind vor allem zwei Leichenpredigten. Die Personalia der Predigt auf den Naumburger Archidiakon Andreas Gunther (1634-1709) sind grosstenteils autobiographisch. Gunther war ursprunglich Pfarrer eines Ortes im damaligen Oberungarn, der heutigen Slowakei. Im Zuge der Rekatholisierung wurde er jedoch vertrieben. Wegen der Beschreibung einer Spukerscheinung ist dieser Text aber nicht nur fur die Geschichte der Glaubensmigration, sondern auch fur die Geschichte des Aberglaubens eine wichtige Quelle. In einer anderen Leichenpredigt wird das tragische Lebensende eines Mullers beschrieben, der 1689 von seiner Ehefrau und ihrem Geliebten, einem Mullergesellen, ermordet wurde. Da die Tater einen Selbstmord durch Erhangen vorgetauscht hatten und der Ermordete deshalb ohne die ublichen Bestattungsriten beigesetzt worden war, mussten diese einschliesslich der Leichenpredigt nachgeholt werden, als das Verbrechen an den Tag gebracht worden war.