Publisher's Synopsis
Der in 440 Eintragen erschlossene Leichenpredigten-Bestand des Stadtarchivs Altenburg setzt sich uberwiegend aus Sammelbanden zusammen. In ihnen wurden zum Teil einzeln publizierte Leichenpredigten jeweils eines Verfassers zusammengebunden, so etwa die Stucke von Martin Caselius (1608-16569). Unter den Leichenpredigten auf Frauen zeichnet sich vor allem diejenige auf Anna Isabella von Heyssberg (1626-1702) durch einen aussergewohnlichen Lebenslauf aus. Die niederosterreichische Adlige geriet in ihrer Heimat wegen ihres offenen Bekenntnisses zum Luthertum in betrachtliche Schwierigkeiten. Nachdem sie zwei ihrer Neffen zur Flucht aus Osterreich verholfen hatte, liess sie kurz darauf zwei ihrer Nichten aus einem Nonnenkloster entfuhren, um sie ausser Landes zu bringen. Vor Gericht wurde sie daraufhin zu einer Geldstrafe verurteilt. Nach dem Tod ihres katholischen Ehemannes hielt sie sich erst einige Jahre in Ungarn auf, ehe sie 1683 zu Verwandten nach Altenburg reiste, wo sie ihre letzten Lebensjahre zubrachte.
Von den Auswirkungen brutaler Gewalt wissen zwei Lebenslaufe aus dem Dreissigjahrigen Krieg zu berichten. So hat die spatere Haushalterin Anna Margaretha Weber (1613-1671) im Jahr 1633 ihre Mutter, "welche von Soldaten, die Geld von ihr erpressen wollen, mit brennender Lunden sehr verletzet, und umb ihre Gesundheit gebracht worden, in einem Spraukorb, von einem Berge zum andern getragen, sie von den morderischen Handen der Soldaten zu erretten". Der Orlamunder Diakon Johann Bonifacius Reuter (1624-1690) fiel als Schuler einer Kriegspartei in die Hande, welche ihn "auffs greulichste tractiret", um Informationen zu erpressen. Nur ein hinzukommender Offizier, der dem Treiben Einhalt gebot, rettete ihm das Leben. Nach dieser Erfahrung begann Reuter Theologie zu studieren.