Publisher's Synopsis
Excerpt from Karl Arnd und Seine Stellung in der Geschichte der Nationalökonomie; Ein Beitrag zur Theorie der Deutschen Freihandelsbewegung im XIX. Jahrhundert: Inauguraldissertation
Was fur eine Philosophie man habe, sagt Fichte in seiner Wissenschafts lehre, hängt ganz davon ab, was für ein Mensch man sei. Wir möchten hinzufügen, und was für ein Mensch man sei, hängt ganz davon ab, in welchen Verhältnissen man geboren, in welcher Umgebung man groß geworden, was man erlebt und erlitten. Wenn dies aber schon von der Philosophie gilt, so gilt es in noch weit höherem Grade von der Nationalökonomie, denn gerade in seinen Anschauungen über wirtschaftliche Fragen wird es für den einzelnen fast zur Unmöglichkeit, dem Einfluß der persönlichen Verhältnisse sich gänzlich zu entziehen, - die eigenen Erfahrungen des täglichen Lebens völlig zu vergessen. Ist daher die sogenannte Voraussetzungslosigkeit in der Wissenschaft schon ganz allgemein eine Sache, über die sich streiten läßt, so dürfte es in der National ökonomie geradezu von Übel sein, sich uber die Undurchführbarkeit einer solchen absoluten Objektivität zu täuschen. In der Tat können wir denn auch gerade bei volkswirtschaftlichen Autoren den Einfluß ihrer persönlichen Ver hältnisse auf die von ihnen vertretenen Theorien ganz deutlich verfolgen denken wir nur an den Kaufmann Ricardo, der der Begrunder der Manchester lehre wurde, oder an Quesnay, der auch den Organismus der Volkswirtschaft durchaus mit den Augen des Arztes betrachtete. >>es ist ein Gemeinplatz, sagt August Oncken mit Bezug auf diesen I) >>daß soziale Theorien aus den Zustanden ihres Zeitalters heraus erklärt werden müssen. Man kann noch weiter gehen und sagen, daß auch die persönlichen Verhältnisse ihrer Urheber auf die Entstehung einen wichtigen Einfluß ausüben, und daß man dieselben in Betracht ziehen muß, wenn man das vollständige Verstandnis gewinnen will. Es braucht nicht erst gesagt zu werden, daß gerade unter diesem Gesichtspunkt Einzeldarstellungen der verschiedenen Autoren von besonderem Wert sind, und wenn man neuerdings auf die Bedeutung der Psychologie für die Geschichte hingewiesen hat und die Psychologie gleichsam als Mechanik der Geschichts wissenschaft aufgefaßt wissen so wird der geschichtlichen Darstellung in Monographien in ihrer Bedeutung fur den Historiker erst von neuem ein Platz anzuweisen sein.
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