Publisher's Synopsis
Identitat ohne Abgrenzung von dem, was ausserhalb liegt, kann es kaum geben. Dies trifft nicht nur auf minoritare Gruppen und Minderheiten zu, sondern auch auf die jeweilige Mehrheit, die sich von Abweichendem distanziert. Identitat hebt Differenzen hervor, die positiv oder negativ gedeutet werden. Gegenuber anderen, im Spatmittelalter zunehmend an den Rand gedrangten Gruppen unterschieden sich die Juden durch ihre eigenstandige und umfassende, vor allem religios strukturierte Kultur, die ihnen auch Zusammenhalt und Selbstbehauptung bot. Die Sorge, in der Diaspora unterzugehen, blieb immer prasent. Vor allem im Laufe des Spatmittelalters errichteten und festigten die christliche Kirche und christliche Obrigkeiten Barrieren und Abgrenzungen. In einer Zeit zunehmender Anomie, in welcher herrschende Normen ins Wanken gerieten und bestehende Werte und Orientierungen an Verbindlichkeit verloren, wurde immer mehr als abweichend Empfundenes als Bedrohung wahrgenommen, scharferer Repression unterworfen und an den Rand gedrangt. Identitat, Differenz und Abgrenzung versammelt zehn Studien von Hans-Jorg Gilomen zu christlich-judischen Beziehungen im Mittelalter, die unterschiedliche Aspekte dieses Spannungsfeldes thematisieren.