Publisher's Synopsis
Die Literatur hebt gewohnlich das Besondere hervor, das die Bauern verschiedener Nationalitaten im Russischen Reich unterschied. So beschrieben schon die Zeitgenossen des 19. Jahrhunderts - Russen wie auslandische Reisende - die deutschen Dorfer als Inseln der Andersartigkeit. Auch die deutschen Kolonisten selbst legten Wert darauf, sich von den russischen und ukrainischen Bauern abzugrenzen; sie fuhlten sich ihnen uberlegen und betonten stets die Unterschiede, nicht die Gemeinsamkeiten. Die Forschung folgte bisher diesem Wahrnehmungsmuster und arbeitete die rechtlichen, okonomischen und sozialen Spezifika der einzelnen Gruppen heraus. Die Autoren dieses Bandes stellen durch den Wechsel der Perspektive die scheinbare Selbstverstandlichkeit der Unterschiede und deren Reichweite bewusst in Frage. Sie lenken den Blick auf kulturelle Faktoren im weitesten Sinne, auf Lebensweisen, Einstellungen, Pragungen, Verhaltensweisen und stellen Vergleiche zwischen den verschiedenen ethnischen und konfessionellen Gruppen im Schwarzmeergebiet und in der Wolgaregion an. Dabei relativiert sich so manche bisher wahrgenommene Besonderheit und erscheint weniger als ethnisches Spezifi kum, denn als Variante einer russlandisch-bauerlichen Kultur - mit gegenseitigen Beeinflussungen, Annaherungen, aber auch Auseinanderentwicklungen.