Publisher's Synopsis
Was haben so unterschiedliche Erscheinungen wie die Erwärmung des Erdkli- mas, individuelle Migration und die Ausbreitung der Infektionskrankheit Aids gemeinsam? Sie bewegen viele Menschen und sind deshalb gesellschaftliche Phänomene. Sie stellen sich als Probleme nicht nur in einem Staat oder Konti- nent, sondern an vielen Orten zugleich. Die Frage, wie verschiedene Gesell- schaften die Probleme definieren und zu lösen versuchen, drängt sich auf. Und was liegt näher als die Annahme, dass Gesellschaften ähnlichen Entwicklungs- stands, besonders als Nachbarn, sich dabei beeinflussen, zusammenarbeiten und voneinander lernen? Um diese Fragen geht es im folgenden Buch. Es ist die Frucht einer mehr- jährigen, von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten kooperativen Anstrengung der Autorinnen und Autoren, die Diskussion über das Allerwelts- wort Globalisierung in solche Fragen und Hypothesen zuzuspitzen, die mit den Mitteln der empirischen Sozialforschung bearbeitbar sind. Die Ergebnisse sind komplexer aber auch erhellender, als ich gedacht habe: die hier untersuchten hochindustrialisierten, ökonomisch effizienten, technisierten, verwissenschaft- lichten und demokratisierten Gesellschaften verhalten sich angesichts gemein- samer Probleme weniger 'globalisiert' als man vernünftigerweise annehmen könnte. Zwar gibt es Kooperation von Regierungsbeamten, Nichtregierungsorgani- sationen und wissenschaftlichen Fachleuten in jedem einzelnen Land und auch über die Ländergrenzen hinweg. In Bezug auf den Klimaschutz ist die interna- tionale Zusammenarbeit sogar relativ weitgehend formalisiert. Die stark ver- netzte 'climate change community' stößt jedoch auf national unterschiedliche, ja gegensätzliche Konzepte der Umweltpolitik, in der sichinsbesondere das marktorientierte amerikanische und das etatistische europäische Regelungssy- stem gegenüberstehen.