Publisher's Synopsis
Excerpt from Die Inschriften von Magnesia am Mäander und das Neue Testament: Eine Sprachgeschichtliche Studie
Inschriften, Papyri, Ostraka sie haben den Erfolg und die Richtung der klassischen Studien im vergangenen Jahrhundert wesentlich bestimmt und versprechen das Gleiche für die Zukunft, aber was hat die Theologie mit ihnen zu tun? Soweit die In schriften christlichen Charakter tragen und die Papyri christlicher Hand entstammen, ist ihr Wert selbstverständlich. Aber die über wiegende Mehrzahl der neuen Quellen fällt nicht unter diese Kate gorie: Es handelt sich fast ausschließlich um Schriftdenkmäler nicht christlichen Ursprungs. Jedoch gerade dieser Umstand ist es, der sie für den Theologen so wertvoll macht. Denkmäler aus der Zeit des Neuen Testaments und der Septuaginta; aus der Zeit, da Paulus seine Briefe schrieb und die J esusworte von Mund zu Munde gingen! Sie leisten dem Freunde der griechischen Bibel unschätzbaren Dienst. Man hatte sich vielfach gewöhnt, die heiligen Schriften griechischer Zunge als etwas Besonderes auf sprachlichem Gebiete zu betrachten; es war das Dogma von einem biblischen Sprachgeist aufgekommen, der den Verfassern die Feder geführt und nach nur ihm eigentum hohen Gesetzen die Sprache geformt habe, wodurch das "biblische Griechisch sich charakteristisch unter allen anderen Erzeugnissen griechischer "literatur hervorhebe. Man überspitzte die These von der sprachbildenden Kraft des Christentums und operierte mit der "sprache des heiligen Geistes als einer formalen Größe, nun zeigen jene Schriftdenkmäler, daß man hier ein künstliches Gebäude aufgeführt hatte, dem die Wirklichkeit Stück für Stück seines Fundamentes entzieht. Aus der engen Zelle sprachlicher Besonderung und Vereinsamung treten die heiligen Urkunden der christlichen Religion unter das Blau des griechischen Himmels und in den breiten Strom der allgemeinen hellenischen Kultur. Wenn der Mangel an gleichzeitigen Sprachdenkmälern und eine falsch ge richtete Ehrfurcht bisher jene Meinung stützten, so warnen jetzt die Steine Kleinasiens wie die Papyri vom Nil davor, daß man um die griechische Bibel einen sprachlichen Zaun ziehe. Derselbe Herz schlag pulsiert durch das Neue Testament, der in dem ganzen Ge bilde der griechischen Weltsprache gefühlt wird.
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