Publisher's Synopsis
Die Bienen fremder Literaturen" - so lautet die Bezeichnung, die Friedrich Justin Bertuch im Vorwort zum ersten Band seiner Zeitschrift Magazin der Spanischen und Portugiesischen Literatur fur die Literaturvermittler wahlte, die sich immer haufiger auch jenseits der Sprachgrenzen nach literarischen Neuigkeiten umsahen. Die gegenseitigen Kenntnisnahme uber die Grenzen hinweg forderte jene Offenheit fur Impulse von aussen, die Kommentatoren wie Goethe vom Zeitalter der 'Weltliteratur' sprechen liess. Doch ohne eine entsprechende Infrastruktur im Bereich der Produktion und Distribution von Literatur ware diese Epoche nicht angebrochen. Dem verstarkten Transfer lagen technische und organisatorische Innovationen in der Herstellung und im Vertrieb von Buchern zugrunde, denen sich der von Norbert Bachleitner und Murray G. Hall herausgegebene Sammelband eingehend widmet: Zeitschriften, zum Teil auf den transnationalen Austausch spezialisiert, fungierten als Tragermedien und lieferten kritische Informationen aus fremden Literaturen; im Bereich des Theaters entstanden Agenturen, die neue Stucke in kurzester Zeit uber die Grenzen vermittelten; das Ubersetzungswesen erlebte einen ungekannten Aufschwung, der zur Professionalisierung dieses Bereichs fuhrte; das Lesepublikum vergrosserte sich und dehnte sich auf bis dahin nicht lesende Schichten der Bevolkerung aus; und nicht zuletzt definierten legistische Regulierungen der Buchproduktion und -distribution (Zensur, Regelungen bezuglich Nachdruck und Ubersetzungen) die Rahmenbedingungen des transnationalen Austauschs. Dass dieser Austausch erst durch die Kooperation von Literaturwissenschaft und Buchforschung erklarbar wird, zeigen die rund 20 Beitrage, die das Phanomen des literarischen Transfers aus unterschiedlichen Blickwinkeln heraus naher beleuchten.