Publisher's Synopsis
Studienarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Ethnologie / Volkskunde, Note: 1,0, Bayerische Julius-Maximilians-Universitat Wurzburg, Veranstaltung: Paarbeziehungen. Der Liebes- und Ehediskurs vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Topos "Ehefrau zwischen zwei Mannern" ist ein Thema das die Menschen volkerubergreifend zu allen Zeiten fasziniert hat. Im Falle des Martin Guerre werden sogar mehrere Themen in einem Topos vereinigt. Da gibt es zum ersten das Motiv des Doppelgangers von Martin Guerre, des Vagabunden Arnaud du Tilh. Zum zweiten das der Ehefrau zwischen zwei Mannern. Bei Bertrande de Rols wird nicht klar, ob Arnaud sie tatsachlich getauscht hat, oder was eher angenommen werden kann, sie seine Komplizin war. Wahrend letzteres Motiv unzahlige Male in der Literaturgeschichte Verwendung fand, so beispielsweise erst im 1995 gedrehten, ebenfalls franzosischem Film "Le bonheur est dans le pre," ist das tragische Ende des Dramas um Martin Guerre eher die Ausnahme bei diesem Topos. Das wirklich Tragische an der Geschichte Martin Guerres, die sie von den anderen abhebt, ist aber die Tatsache, dass der geschilderte Fall auf historischen Fakten beruht, an deren Ende die Hinrichtung des Doppelgangers Arnaud du Tilh stand. Das Interessante daran beschrankt sich aber nicht nur auf den Verlauf des Falles selbst. Vielmehr lassen sich durch die minutios redigierten Gerichtsakten Einblicke auf das Leben im Frankreich des ausgehenden Mittelalters, beziehungsweise der fruhen Neuzeit gewinnen. Traditionen, Brauchtum, das Geschlechterverhaltnis zueinander, sowie ein facettenreiches Bild dieser Epoche werden durch die Akten anschaulich dokumentiert und lassen die Wiederkehr des Martin Guerre somit zu einem fur die Volkskunde sehr bedeutenden und informativen Werk werden. Mit der spannenden Verfilmung des Topos oder der Lekture von einem der mittlerweile drei erschienenen Romane um Martin Guerre, erhalt man also leicht eine Vorstellung des Lebens