Publisher's Synopsis
Zahlreiche Zeugnisse belegen, dass Immigranten, Neusiedler und Kolonisten, die in ein neues, ihnen fremdes Land vorstiessen, dieses als "leer" und "wust" schilderten, ohne die dort lebende Bevolkerung differenziert wahrzunehmen. Die Narrative vom vermeintlich "leeren Land" trugen ganz massgeblich zur Entstehung eines exklusiven Gruppenbewusstseins, spezifischer Mentalitaten und Habitusformen in der Fremde bei. Um eben diese Narrative geht es in diesem Band. Exemplarisch werden fur die Wahrnehmung, Deutung und retrospektive Sinnstiftung des Vorgangs der Einwanderung und der Legitimation der Aneignung des Raumes epochenubergreifend und in globaler Perspektive Formen, Mechanismen, Funktionen und Intentionen von "Erinnerungsarbeit" der Einwanderer- und Siedlergruppen sowie deren Nachkommen nachgezeichnet. Dabei wird insbesondere die Persistenz von gruppenspezifischen Wahrnehmungs- und Deutungsmustern in Narrativen aus der jeweiligen Einwanderungszeit explizit thematisiert, deren Pragekraft in hohem Masse insbesondere die popularen Geschichtsbilder bestimmt hat und diese zuweilen bis heute noch immer bestimmt.