Publisher's Synopsis
Der Zusammenhang zwischen Bewerten und Verhalten wird bidirektional und nach dem affektiven Kompatibilitatsprinzip organisiert gedacht: Positive Bewertungen erleichtern Reaktionen der Annaherung, und negative Bewertungen erleichtern Reaktionen der Vermeidung (und vice versa). Die theoretische Erklarung dieses bidirektionalen Zusammenhangs sieht sich vor allem mit dem Ubersetzungsproblem konfrontiert: Wie werden Bewertungen in Reaktionen und Reaktionen in Bewertungen ubersetzt, und warum funktioniert diese Ubersetzung mit bestimmten Bewertungs-Reaktions-Kombinationen besser als mit anderen? Eine Losung des Ubersetzungsproblems versprechen duale Motivationstheorien, die motivationale Orientierungen der Annaherung und Vermeidung als Vermittlersysteme auf einer zentralen Reprasentationsebene vorschlagen. In einer empirisch-logischen Analyse dieser Theorien werden jedoch erhebliche Mangel in der Beantwortung grundsatzlicher Fragen festgestellt. Daruber hinaus ist die motivationale Losung des Ubersetzungsproblems nicht in der Lage, analoge Beobachtungen einer bidirektionalen Reiz-Reaktions-Beziehung im kognitiven Bereich zu erklaren. Als Alternativlosung wird deshalb in dieser Arbeit eine kognitive Theorievorstellung auf ihre Anwendbarkeit gepruft, die Auswirkungen von Merkmalsuberlappungen zwischen Reizen und Reaktionen unabhangig von dem Inhalt der Merkmalsdimension zum Gegenstand macht. Die Theorie der Ereigniskodierung lost das Ubersetzungsproblem, indem sie direkte Interaktionen zwischen Reprasentationen der Wahrnehmung und Handlung in einem gemeinsamen Reprasentationsraum (Common Coding) annimmt. Diese Annahme einer gemeinsamen Kodierung von Attributen der Wahrnehmung und Handlung wird auf die evaluative Dimension ubertragen, und in einer experimentellen Situation uberpruft, in der Zugriffskonflikte auf eine geteilte Valenzreprasentation durch die gleichzeitige Aufrechterhaltung von Reprasentationen der Handlung und Wahrnehmung erzeugt werden. In mehreren Experimenten zeigte sich eine reduzierte evaluative Sensitivitat (d') gegenuber solchen Reizen, deren Valenz mit der evaluativen Implikation einer vorbereiteten Handlung ubereinstimmte. Eine solche Handlungsvalenz-Blindheit wurde sowohl mit motorischen Reaktionen, denen evaluative Bedeutungsaspekte in einer evaluativen Klassifikationsaufgabe auferlegt wurden, als auch mit Hebelbewegungen, die standardmassig als Operationalisierungen von Annaherungs- und Vermeidungsreaktionen eingesetzt werden, beobachtet. Nachteile einer evaluativen Reaktions-Reiz-Kompatibilitat entziehen sich einer Erklarung durch duale Motivationstheorien, die durchgangig Vorteile einer motivationalen Reiz-Reaktions-Passung erwarten lassen. Stattdessen unterstutzen die Ergebnisse eine gemeinsame Kodierung von evaluativen Attributen der Wahrnehmung und Handlung, die direkte und wechselseitige Reiz-Reaktions-Interaktionen ohne zusatzliche Vermittlersysteme ermoglicht.