Publisher's Synopsis
Die Geschichtsforschung stellt an den Adel in der Moderne ublicherweise die Frage, wie diese vormoderne Sozialformation weiterexistieren konnte. Sie lasst sich aber auch als Prufstein fur das gangige Verstandnis moderner Gesellschaften nutzen. Die "Adelsprobe an der Moderne" kann u.a. eine adelsspezifische Perzeption der sozialen Umwelt und flexible Arrangements von Adeligkeit aufzeigen, die den Adel in der Moderne zusammenhielten. Die moderne Redefinition verlangte vom Adel eine immer hohere Elastizitat. Denn unterschiedliche Karrieren und gravierende Vermogensunterschiede fuhrten nicht mehr zum Ausschluss aus der Gruppe. Auch verlor der Adel insgesamt seine fruhneuzeitlichen Aufgabenfelder an Parteien, Burokratien, Aktiengesellschaften etc., die ihren Eigenlogiken folgten. Beide Prozesse fuhrten zu einer Sinneinbusse beim Adel. Die zunehmend entkonkretisierte Sozialformation fand aber ausserhalb der fur die Moderne epochentypischen Parameter fur Klasse und Feldlogik durch ihren Binnendiskurs zu Gemeinsamkeiten. Eine solche komplementare Vergesellschaftung beliess daher der Sozialformation in der Moderne die Funktionen der Sinnstiftung, der sozialen Integration und einer partiellen formalen Sozialisation der Gruppenmitglieder.